Mit dem Projekt „Diese Pflanzen brauchen keine Putzfrau – der Lotoseffekt“ traten zwei Schüler der Realschule Schöllnach, Nina Killinger 10. Klasse und Luca Mader 8. Klasse, beim Regionalwettbewerb Jugend forscht in Passau an. Beide nahmen bereits im letzten Jahr an diesem Wettbewerb teil und waren sehr erpicht darauf, wieder mitzuwirken. Laut Meinung der beiden Schüler ist es ein großartiges Erlebnis und Gefühl, das eigene Projekt vor einer Fachjury vorzustellen zu dürfen und später auch Interessierten und Ehrengästen näherzubringen. Geboren wurde die neue Projektidee durch Ninas Beobachtung im Garten, dass ein Frauenmantel Wasser in schönen, runden Tropfen abperlen lässt. Luca ließ sich durch Ninas Idee inspirieren und sie stellten sich nun die Frage: Können das andere Pflanzen auch? Wie machen sie das? Was steckt dahinter? Nach einigen Recherchen stießen die Realschüler auf den Lotoseffekt und einige Beispiele für solche Pflanzen in der Literatur. Ihre Erkenntnisse stellten sie aber nicht zufrieden und deshalb machten sie sich nun an die Arbeit, selbst an vielen verschiedenen Pflanzen zu testen, welche diesen Effekt aufweisen. Jeden Donnerstag trafen sich die Schüler mit ihrer Betreuungslehrkraft Claudia Eder und bewaffneten sich mit Pipetten, einem Becherglas voll Wasser und ihrem Smartphone zum Videodreh. Es wurden Pflanzen gekauft oder draußen in der Natur getestet, was sich von Oktober bis Januar etwas schwieriger gestaltete. Sie tropften auf jedes Blatt oder Blütenblatt einige Tropfen Wasser und besahen sich die Tropfen und deren Abgleitverhalten genauer. Manche perlten in kugeligen Tropfen ab und rutschten rückstandslos von den Blättern ab, manche Tropfen waren nicht ganz so rund. Bei anderen Pflanzen funktionierte es wiederum gar nicht und das Wasser blieb nicht als Perle auf der Oberfläche stehen, sondern hinterließ eine kleine Pfütze. Die beiden Jungforscher wollten diesem Phänomen genauer auf die Schliche kommen und fertigten von jedem Blatt einen Querschnitt an, um diese auch zu mikroskopieren. Sie fanden heraus, dass der Abperleffekt auf kleine Noppen bzw. Papillen zurückzuführen ist und dass Wassertropfen dadurch wenig Kontaktfläche besitzen und durch die Oberflächenspannung kugelig bleiben. Das Anfertigen der ersten Blattquerschnitte war sehr mühsam, da die Schnitte hauchdünn sein müssen, um ein gutes mikroskopisches Bild zu erhalten. Es erforderte viel Geduld und Geschick, da manche Schnitte häufiger angefertigt werden mussten. Beide Schüler entwickelten aber Ehrgeiz, um optimale Bilder zu erhalten. Je mehr sie übten, umso leichter ging es ihnen von der Hand und es entstanden immer schneller perfekte Querschnitte. Der Zusammenhang zwischen dem Aufbau der Papillen und der Abperlform eines Wassertropfens ergab sich für beide Schüler durch ihre hervorragende Arbeit schnell. Es wurden mit Hilfe ihrer Smartphones Fotos durch das Mikroskop geschossen, die sie ins Protokoll miteinarbeiteten und die zur Plakatgestaltung des Standes auch ausgedruckt wurden. Das Ergebnis war für die Forscher sehr überraschend: Den Lotoseffekt haben eigentlich sehr viele Pflanzen, was so in der Literatur aber nicht beschrieben wird. Die Schüler gingen einen Schritt weiter. Da der Lotoseffekt die Lotosblume, eine Pflanze aus dem Fernen Osten, sauber hält, überprüften sie dies auch bei ihren ausgewählten Pflanzen. Sie beschmutzten die Blätter und stellten fest, dass der Schmutz bei Pflanzen mit Lotoseffekt tatsächlich rückstandslos vom Wasser mitgerissen wird und somit die Pflanzen keine Putzfrau brauchen, um sich sauber zu halten. Doch damit nicht genug. Die Forscher gingen nun weiter und testeten viele verschiedene Oberflächen, die ihnen unter die Finger kamen, wie zum Beispiel Federn, Strumpfhosen, Klettverschluss, Schleifpapier, unterschiedliche Stoffarten usw., selbst die eigene Haut war vor den Tests nicht sicher. Nina und Luca stellten ihr Projekt sehr souverän der Jury in Passau vor, erzählten, was sie herausgefunden hatten, fertigten extra für die Juroren neue Querschnitte von Rosen, Tulpen und Stiefmütterchen an und führten den Effekt vor. Alle ihre Bemühungen bescherten den zwei Realschülern den zweiten Platz. Groß war die Freude und die Schüler samt Betreuungslehrkraft Claudia Eder jubelten lautstark, als es bei der Preisverleihung hieß: Und der zweite Platz geht an das Thema „Diese Pflanzen brauchen keine Putzfrau – Der Lotoseffekt“. Stolz und sehr froh, dass ihre Anstrengungen belohnt wurden, nahmen die Jungforscher ihre Urkunde und den verdienten 2. Preis entgegen.

C. Eder, StRin (RS)

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